Literatur

Beteiligung am Literaturwettbewerb der Landesgartenschau Trier
mit der Kurzgeschichte: FEUERLILIE 
zu hören in Klangsäulen auf dem Gelände und im Hörbuch zur Kulturgartenschau
"Im Zauber der Elemente"

Ausstellungsdauer: bis Oktober 2004

Textauszug aus "Feuerlilie"

Wer ihn kannte, mochte ihn nicht. Obwohl er von der Natur mit ebenmäßigen Zügen verwöhnt und mit einem athletischen Körperbau ausgestattet war. Aber Kevin war ein selbstverliebter Egoist, ein rücksichtsloser Egozentriker. Von sich eingenommen, auf sich selbst fixiert, stets bemüht, seinen eigenen Vorteil zu wahren, koste es, was es wolle. Dabei stand er mit beiden Beinen auf der Erde, wenn es darum ging, seine Interessen durchzusetzen, wirkte sanguinisch-leicht weltgewandt. Er konnte Feuer und Flamme für eine Idee sein, die ihm bei der Anhäufung seines Kapitals als nützlich erschien und ließ dabei gern andere im Regen stehen.  

Kevin war ein Arschloch. 

Vom Vater hatte er eine kleine Holzfabrik geerbt, die er innerhalb kürzester Zeit lukrativ ausbaute. Er hatte ein Händchen für’s Geschäft. Hatte der Vater noch Wert auf die solide Verarbeitung von einheimischen Hölzern zu Produkten von erschwinglichen Preisen gelegt, so verlagerte der Sohn die Herstellung auf edle Designermöbel mit tropischen Holzarten. Dass dabei einige auf dem Index standen, machte sich der clevere Geschäftsmann nur zu Nutze. Bald hatte er einen exklusiven Kundenstamm aufgebaut, der ihm seine Unikate aus illegal eingeführten Hölzern zu horrenden Preisen regelrecht aus der Hand riss. Sein Kapital wuchs, sein Ego auch, im gleichen Maße, wie seine brennende Leidenschaft, für die er sich regelmäßig Zeit nahm: 

Das Überbieten auf Auktionen. 

Jedes Auktionshaus war ihm recht. In regelmäßigen Abständen suchte er die unterschiedlichsten Versteigerungen heim. Dabei hatte er überhaupt kein Ziel, keine Sammelleidenschaft, die sich auf irgendein Gebiet begrenzte. Für ihn war es nur wichtig, irgend jemandem ein Stück vor der Nase wegzuschnappen - was bei seinem Geldbeutel kein großes Problem war. Dabei legte er sich generell nur mit den kleinen Anbietern an, den Privatleuten, denen die Luft schnell ausging. Und ein wesentliches Kriterium für Kevin blieb, dass der Mitbieter wirklich dringend an dem Stück interessiert war und es nicht nur zum Spaß erwarb. Nur dann erwachte in ihm der Jagdinstinkt, gefiel ihm die Beute und ergötzte er sich an der Enttäuschung des anderen.  
Dann fühlte er sich gut.

 „50 sind geboten, höre ich 60?“ Der Auktionator hatte ein altes, potthässliches Tongefäß aus Mexiko auf dem Tisch, das aus dem Nachlass eines Weltenbummlers stammte. Die Witwe sah sich gezwungen, das Haus aufzugeben als ihr Mann starb und trennte sich nun von etlichen Gegenständen, die sie auf ihren Reisen aus allen Teilen der Welt mitgebracht hatten.„60!“ Eine junge Frau hob zögernd ihre Nummer. Sie hatte ein Leuchten der Begeisterung in den Augen, das Kevin sofort aufgefallen war. Die wollte den alten Scherbenhaufen also haben. Er schätzte sie als Studentin ein, wahrscheinlich quälte sie sich durch ein Archäologiestudium. Der schlichte braune Krug trug eine alte Indioschrift oder ähnliches, mit feuerroten und flammengelben Zeichen handbemalt, und war von Experten als eher wertlos eingestuft worden. Das geringe Anfangsgebot war ein deutlicher Hinweis darauf.....

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